In der Bindungsforschung wurden viele Studien von einem Wissenschaftler namens Harry Harlow durchgeführt. Dieser forschte an Rhesusaffen und seine Studien werden heute meist sehr ambivalent gesehen. Einerseits haben sie einen immens wichtigen Beitrag zu unserem Verständnis von Bindung geleistet, andererseits hat Harlow sehr viele sehr grausame und zum Teil auch unnötige Experimente durchgeführt.
Der bekannteste Versuchsaufbau ist wohl jener, bei dem den Affenbabys zwei Drahtmütter zur Auswahl gegeben wurden. Die eine Drahtmutter besaß Futter in Form eines Fläschchens, während die andere Drahtmutter mit etwas Fell bespannt war. Die Affenbabys bevorzugten alle die Fell-Drahtmutter, was zeigt, dass Nähe, Kuscheln und soziale Zuneigung weitaus wichtiger ist als Futter. Zu einer Zeit, wo man dachte es reicht, wenn die Grundbedürfnisse (nach Maslow: körperliches Wohlbefinden, Essen, Trinken, Schlafen) gedeckt sind, waren diese Ergebnisse erstaunlich.
Für die Hundeerziehung können wir daraus lernen, dass es nicht darum geht, wer regelmäßig das Futter hinstellt oder wer die besseren Leckerchen hat. Nahrung hat in dem Sinne nichts mit Bindung zu tun. Natürlich ist es wichtig, dass die Grundbedürfnisse der Hunde gedeckt sind, ansonsten kann keine sichere Bindung aufgebaut werden. Jedoch ist das Bereitstellen von Futter kein Aspekt der sicheren Bindung und stärkt die Bindung zwischen Mensch und Hund nicht. Futter erfüllt einfach ein Grundbedürfnis des Hundes und diese müssen gedeckt werden, um sich dann anderen Dingen zuwenden zu können.
Harlow und die Rhesusaffen: Sapolsky, Robert (2021). Gewalt und Mitgefühl. Die Biologie des menschlichen Verhaltens. München: Piper Verlag GmbH. S.249-256.
Maslowsche Bedürfnishierarchie – Wikipedia, abgerufen am 08.10.2023
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