Eine Führungsposition innezuhaben steht oft an der Spitze vieler Karriereträume. Führungspositionen werden in unserer Gesellschaft und von Unternehmen romantisiert und als das Ziel dargestellt, auf das jede:r hinarbeitet. Jedoch ist eine Führungsrolle keineswegs ein Ziel, das erreicht und dann abgehakt wird. Sondern es ist eine Aufgabe, die die Führungsperson annimmt und die mit viel Verantwortung einhergeht.
Es gibt auch viele Personen, die von vornherein wissen, dass so eine anspruchsvolle Position nichts für sie ist. Und das ist einerseits absolut verständlich - vor allem dann, wenn man sich näher mit den Ansprüchen an diese Position auseinandersetzt - und andererseits auch wichtig.
Es gibt aber auch Personen, die auf eine Führungsposition hinarbeiten, diese erreichen und sich dann jedoch nie richtig in dieser Position zurechtfinden. Daraus können vielseitige Probleme resultieren, denn wenn die Leitungspersonen ihren Job - und zwar nicht nur die professionellen, sondern auch die sozialen Komponenten davon - nicht gut machen, dann können sich meist auch die anderen Personen aus diesem Team nicht in ihrer Rolle finden. Es entsteht eine allgemeine Unzufriedenheit, die in vielen Fällen von den Betroffenen gar nicht richtig erkannt und benannt werden kann. Es ist wie in dieser sehr zutreffenden - wenn auch etwas unappetitlichen - Redewendung: Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an!
Erfüllt eine Führungsperson die Aufgaben ihrer Rolle nicht ausreichend, dann springt eine andere Person des Teams ein und übernimmt diese. Eine inoffizielle Führungsposition entsteht, bei der eine Person des Teams die Aufgaben der Führungsperson inoffiziell - manchmal sogar unbewusst - übernimmt.
Wenn wir nun den Alltag mit unseren Hunden betrachten und Führung im Kontext des Zusammenlebens mit Hunden, ist es genau diese inoffizielle Führungsposition, die uns oft begegnet. Wir Hundehalter:innen machen aus Sicht unserer Hunde unseren Führungsjob nicht gut oder nehmen unsere damit einhergehenden Aufgaben nicht ausreichend wahr und deshalb springen sie in die Führungsrolle. Auch wenn sich die meisten Hunde durchaus bewusst sind, dass sie diese Aufgaben nicht immer bestens erfüllen und vielleicht gar nicht so gut dafür geeignet sind. In ihren Augen haben sie keine andere Wahl, als diese Rolle zu übernehmen.
Natürlich gibt es Hunde, die gut geeignet sind, diese Rolle zu übernehmen. Dann gibt es wahrscheinlich auch wenig Probleme im Alltag und die Halter:innen wollen tendenziell nichts an der Situation ändern und suchen wahrscheinlich auch keine:n Hundetrainer:in auf.
Warum können und/oder möchten so viele Menschen und andere Lebewesen nicht führen? Ich habe schon geschrieben, dass Führung mit vielen Aufgaben und viel Verantwortung einhergeht. Eine Führungsperson sollte
die Bedürfnisse aller Personen aus ihrer Gruppe im Blick haben und wahren,
Entscheidungen treffen
das Ziel kennen
beharrlich bleiben
Sicherheit vermitteln
geduldig sein
ruhig und gelassen bleiben
präsent sein
Konflikte auch mal eingehen und austragen
verlässlich sein
eine gute Selbsteinschätzung haben
Mut zu Fehlern haben
reflektiert sein
sich immer weiterentwickeln wollen
motivieren und ermutigen
fokussiert sein
Verantwortung übernehmen
im Hier und Jetzt sein
sich in der inneren Mitte befinden
Standfestigkeit haben
uvm.
Unschwer zu erkennen, ist das eine ziemlich umfangreiche Anzahl an Anforderungen. Nicht jede:r ist dem gewachsen und selbst für die Individuen, die diese Aufgaben gut und mit Freunde erfüllen, ist es anstrengend. Möchten wir führen, müssen wir uns aktiv dafür entscheiden und unser dieser Verantwortung annehmen.
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